Geschichten - Wilhelm Mai

„Schon seit der Stadtgründung ist unsere Familie in Werder“

Zu den wohl ältesten Familien in Werder zählt die Fischerfamilie Mai, die seit 1730 in dem Torhaus, direkt am „Eingang“ zur Inselstadt, wohnt.

Die Geschichte der Familie Mai reicht bis in die Gründerzeiten der Stadt Werder zurück. „Zu den Zeiten der Völkerwanderung kamen unsere Slawischen Vorfahren auch in diese Gegend und drängten die Schwaben zurück“, weiß Wilhelm Mai zu berichten. „Alle Mai´s Kuhlmai´s und Rietzes sind damals hier hängen geblieben. Die erste nachweisbare Quelle ist jedoch die Gründungsurkunde der Stadt Werder, als auch die Fischereirechte festgeschrieben wurden. Das war 1317 zu Zeiten Albrecht des Bären“, erzählt Wilhelm Mai und erklärt gleich weiter „damals erhielt Werder das Markt- und Fischereirecht, das auch verbrieft wurde. Seitdem ist unsere Fischerei nachweisbar.“ „Vom Kloster Lehnin wurde das Fischereirecht damals in Großgarnrecht und Kleinfischereirecht aufgeteilt. Nach der Reformation fiel das Großgarnrecht an Werder und die Stadt gab es den  Fischern als Erbpachtgroßgarnfischerei. Seit dieser Zeit mussten die Fischer Erbpacht zahlen. Das ging bis etwa 1860.“ berichtet Wilhelm Mai und erzählt weiter, daß das Großgarnrecht 1860 von der Stadt an die Fischer verkauft wurde. „Auch meine Familie kaufte das Recht. Für die damaligen Verhältnisse war eine Menge Geld zu zahlen und so borgten sich unsere Vorfahren das Geld überall zusammen.“ „Früher sah hier alle ganz anders aus“, berichtet er, „Mein Großvater hat noch auf dem „Schulhof “ in Werder gefischt. Früher waren da Wiesen und dort wurden Hechte gefangen. Auch ich musste noch rüber auf den heutigen Parkplatz hinter der Brauerei um unsere Enten wieder zurück zu holen“ erzählt er aus seiner Kindheit.  „Als ich noch ein Junge war, haben mein Bruder und ich in dem vielen Schilf an der Inselspitze immer Verstecken mit den Kähnen gespielt. Das hat noch richtig Spaß gemacht“, wirft sein Sohn Tobias ein. „Damals sah das Ufer des Festlandes ganz anders aus“, erinnert sich Wilhelm Mai. „Alles wurde aufgeschüttet, da wo heute die Brauerei steht, Vulkanfieber und so weiter. Der heutige Bahndamm war damals der Riegelberg, deren Spitze abgetragen wurde. Es gibt so vieles zu erzählen aus dieser Zeit, da könnte man Bände schreiben“, erklärt er und kramt weiter in Erinnerungen.

„Die Fischer“, erzählt Wilhelm Mai, „sind jedoch nicht nur auf dem Wasser zu Hause. Mein Urgroßvater war auch Weinbergbesitzer. Damals wurde der Weinanbau noch traditionell betrieben, die Fischerei allein hat eben nicht zum Leben gereicht. Deshalb bekamen die Fischer in Werder Acker, den sie urbar machten und dann Obstbau betrieben. Vor allem Erdbeeren und anderes Weichobst wurden angebaut und als der Bau von Berlin losging, wurde das ganze Obst nach Berlin rübergebracht.“ „Wer auf die Werderaner Insel will, muß auch heute noch über eine Brücke. Direkt an der Brücke steht unser Haus, das damals noch Teil eines Tores war. Auf der einen Seite war die Zollstube und das Gefängnis untergebracht und auf der anderen Seite Stand das Haus leer. Das Tor war einfach zu groß gebaut und daher wurde der eine Teil an unsere Vorfahren verkauft.“ erzählt er die Familiengeschichte und wie die Familie zum Namen „Tormai“ kam. 1730 zogen unsere Vorfahren in das Haus und da wohnen wir noch heute.”